Ob Baguette maison, Baguette ancienne oder einfach nur ein Baguette bienfait -um das Nationalheiligtum der Franzosen ranken sich auch in unserem Quartier lustige Geschichten. Natürlich gibt es neben dem Baguette, dem Rotwein und dem Eiffelturm noch andere nationale Symbole, aber das Baguette- seine Bedeutung kann nicht überschätzt werden.
Ihr könnt euch sicher denken, dass wir nicht die einzigen Deutschen hier im Quartier sind. Es ist so, dass wir etwa zehn deutsche Familien hier oben auf unserem blauen Berg haben. Eine davon ist die von Christian. Er kommt aus Hamburg und ist wie Sascha Grenzgänger. Er arbeitet bei ZF in Saarbrücken. Genau wie wir alle ist er vom Confinement betroffen. Christian ist der französischen Sprache kaum mächtig, kann nur wenige Worte, hält es auch nicht für zwingend notwendig die Sprachkenntnisse auszubauen. „Immerhin reden hier sehr viele Leute mit uns deutsch“, sagt er immer, wenn ich ihn darauf anspreche. Seiner Meinung nach kommt man also auch ohne Französisch oder mit sehr wenig Französischkenntnissen durch’s Leben. Für uns sieht das anders aus. Französisch ist für uns die Grundlage dafür, hier zuhause zu sein. Klar ist das am Anfang nicht einfach, aber die Sprache des Gastlandes zu lernen ist für mich mehr als nur ein Gebot der Höflichkeit.
Wenn Sascha morgens zur Bäckerei geht, dann trifft er Christian regelmäßig- so auch gestern. Ich weiß, dass Christians Frau gerne die Schneckennudeln aus dieser Bäckerei ist. Die junge Frau des Bäckers spricht kaum deutsch, also war Christian gezwungen eine Schneckennudel in französisch zu bestellen. (Ich hoffe ihr wisst alle was das ist, eine Hefeschnecke die mit Schokoladenpulver und manchmal auch mit Rosinen gefüllt ist). Voller Inbrunst und Selbstsicherheit gibt Christian die Bestellung auf. Was Christian aber nicht wusste, war die Tatsache, dass er keine Schnecke bestellt hat. Er steht an der Theke und bestellt Schnitzel. Die beiden Wörter ähneln sich: „Escargot“ für Schnecke und „Escalope“ für Schnitzel. Und Christian bestellt eben jeden Morgen ein Schnitzel für seine Frau. Die Bäckersfrau lächelt ihn immer freundlich an, sie korrigiert ihn nicht, sondern hält sich höflich zurück und gibt ihm die Schnecke.
Sascha erzählt mir das Ganze natürlich mit einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht. Und dann fällt mir auf dass er mal wieder zwei Baguette gekauft hat. Ihr fragt euch jetzt warum kauft er immer zwei Baguette? Die Antwort liegt auch im Französischen begründet. Sascha kann sich seit Jahren einfach nicht merken, ob es „un“ oder „une“ Baguette heißt. So haben wir immer ein Baguette im Gefrierschrank – nur für den Fall, dass wir uns mal ein Schnitzel-Baguette machen wollen. 😉
Bleibt gesund!