Wir konnten gestern tatsächlich klären, warum unser Berg Blauberg heißt. Hier gibt es eine besondere, blau gefärbte Lehmschicht, die unserem Berg den Namen gab. Ich danke Evelyn für die nette Hilfe. Ich finde solche Zusammenhänge wahnsinnig interessant. Auf dem Foto mit der Erläuterung, die mir Evelyn schickte, befanden sich noch die alten Straßenbezeichnungen, die alten deutschen. Ein komisches Gefühl von Ringstraßen und Wegen zu lesen, die wir heute als Impasse oder Rue de Blauberg kennen.
Landkarten haben mich gestern sehr beschäftigt. Die französische Regierung hat beschlossen das ganze Land, jedes Departement nach dem Ampelsystem in verschiedene, unterschiedlich stark von Covid 19 betroffene Gebiete einzuteilen. Ein Blick auf die Karte verrät, dass die westfranzösischen Gebiete fast vollständig grün- also sicher eingeteilt wurden. Der wilde, große Osten war demgegenüber fast komplett in rot gefärbt. Schlechte Voraussetzung für die Einschulung der Kinder, schlechte Voraussetzung für das „Deconfinement“. Es sieht so aus, als würden die Ostgebiete dem Westen des Landes im Schneckentempo in Sachen Entconfinementierung folgen. Ganz langsam, Schritt für Schritt.Die Hoffnung stirbt zuletzt, denn die Regierung will jeden Tag die Zahlen auf der Karte neu beurteilen- man fragt sich, wie Eltern das machen werden. Wahrscheinlich muss jeden Morgen zuerst mal auf die Karte geschaut werden, in welchem Status sich das eigene Departement befindet- dann wird entschieden, ob es an dem entsprechenden Morgen in die Schule geht oder nicht. Die Ile de France- also die Region rund um Paris- ist genauso tiefrot wie wir- die Menschen hängen in der Luft und wissen im Moment nicht, wie sie die Füße und ihr Leben wieder auf den Boden bekommen. Es ist ohne Frage wichtig, die Regeln usw bis zum Ende der akuten Phase einzuhalten- mehr und mehr warten die Menschen auf Antworten, die wir wohl erst am 7. Mai bekommen werden. Dann wird das französische Parlament darüber entscheiden, wie es konkret weiter geht- also auch für uns hier. Bleiben wir rot, geht das Confinement weiter- Tag für Tag, bis die Zahlen so zurückgegangen sind, dass wir nicht mehr befürchten müssen, draußen direkt angesteckt zu werden.
Rudolphe, unser Rockernachbar ist jetzt schon ohne Furcht und Tadel. Er ist heute durch den Regen spaziert, mit kurzen Hosen und Badelatschen. Sein Kiss-TShirt klebte genauso an ihm, wie die langen Haare, mit denen er dem StatusQuo-Sänger Francis Rossi bis auf die letzte Strähne gleicht. Er schaute kurz zu mir herüber, als ich mit Bragi vor der Tür war. Er ist ein wenig unkonventionell und seit er Sascha mal mit einem ACDC Tour-T-Shirt gesehen hat, grüßt er uns mit dem Rockergruß- so auch heute. Ich muss lachen und grüße ihn so zurück. Vielleicht müssen wir die Situation so sehen wie Rudolphe, wir müssen es so nehmen, wie es kommt- wie das Wetter, das wir nicht beeinflussen können. Tanzen im Regen muss unser Motto sein bis alles vorbei ist.
Bis dahin bleibt gesund und Restez en bonne santé!