Woche 1 der Dekonfinementierung

Ich möchte mich zuerst bei euch bedanken- für eure Kommentare, für eure Privatnachrichten, für eure Anrufe und Emails, nachdem ich am Sonntag den Confinement-Blog vom Blauberg beendet hatte. Es freut mich so sehr, dass es so viele Mitleser gibt- ob auch Facebook oder auch auf www.zaungeschichten.com. Ich hoffe ich kann euch mit meinen Wochengeschichten ebenso begeistern. 

Unser Blauberg macht nur einen kleinen Teil von Sarreguemines aus, aber die Leute hier oben, die unten in der Stadt, die drüben in Neunkirch-les-Sarreguemines, die in Welferding, die in Folpersviller und alle anderen, die einen Ausflug hierher machen, hier verweilen- sie alle formen diese Stadt. Sie spüren die ganz besondere Atmosphäre, wenn sie am alten kaiserlichen Landgericht- jetzt Lycee Sainte Chretienne- vorbeischlendern, wenn sie in der Fußgängerzone einen Kaffee schlürfen oder einfach über die Terrassen hinweg deutsch- französischem Geplapper lauschen. 
Der 1 km Radius ist aufgelöst. An seine Stelle traten ganze 100km. Doch seltsamerweise nutzt sie kaum jemand. Wir hier oben sind erleichtert wieder herumfahren zu können- aber unseren Alltag hat das kaum verändert. Vieles ist gleich geblieben- die Parks zu und die Wälder gesperrt. Die Parks, weil wir immer noch eine ausgelastete IntensivbettenSituation haben, die Wälder wegen der Plage der Eichenprozessionsspinner- langes Wort, großer Ärger. Wir als Hundefamilie haben uns schon darauf gefreut Bragi und Klara im Wald zu promenieren, aber diese Spinner hängen schon überall- einfach zu gefährlich. 

Ungewohnt ist es immer noch, keine deutschen Autos zu sehen- die Einreisereglementierung von französischer Seite scheint echte Wirkung zu zeigen. Was wir auch nicht sehen, ist ein Paket von Verena- es hängt im Niemandsland der französischen Post fest- schon ganze 12 Tage braucht es von Saarbrücken nach Saargemünd (15 km). Wir sind sogar schon zur Grenze gefahren und haben danach gesucht- es hätte ja auch da irgendwie hängen geblieben sein können. Aber leider nein. Was wir gefunden haben, waren Absperrungen auf der Brücke zwischen Sarreguemines und Hanweiler. Welch’ ein trauriges Bild für die deutsch- französische Freundschaft, sehr befremdlich das so zu sehen. Noch vier Wochen….
Ein anderes Paket aus Deutschlands hohem Norden hat uns dagegen erreicht: Sinas Überraschung aus Leckereien des Nordens hat uns sehr gefreut- der Sanddornlikör ist dem Deconfinement bereits zum Opfer gefallen 😉 Sehr fein 🙂 Vielen Dank dafür! 

Melodys Auto ist schon wieder kaputt, also geht es nächste Woche wieder in die Werkstatt- sie voraus und ich hinterher- falls was passiert. Am Dienstag ist sie mit dem ersten Gang von Cora zu uns nachhause, das sind stolze 4km- mehr geschlichen als gefahren.
Im Haus gegenüber, bei Louise herrscht reges Treiben. Sie kommt Ende nächster Woche wieder nachhause. Weil ihr dieses verdammte Virus so schlimm zugesetzt hat, braucht sie jetzt eine behindertengerechte Wohnung- alles muss umgebaut werden. Wenn ich diese ganzen irren Covid- Leugner sehe, könnte ich schreien. 

Sascha weiß jetzt auch, wie die Abholung bei der Ruche, der Bauerngenossenschaft-, läuft. Er war am Mittwoch sozusagen mein Milchträger. Beim Kauf unseres Berlingos fand sich im Kofferraum ein Citroen Einkaufswägelchen- hatten wir noch nie gesehen und bisher auch nur selten benutzt. Wir haben uns damit bei der RucheAbholung köstlich amüsiert, weil einige der mit uns wartenden Männer ganz neidisch auf unser original Citroen-Zubehör starrten- ganz aus Plastik, aber für Sammler begehrt. Nix gibt’s, das ist jetzt mittwochs mein Ruche-Wägelchen. 

Wir dürfen uns nach der neuen Regelung wieder mit bis zu 10 Leuten auf der Straße treffen- die Gelbwesten haben das natürlich als erste mitbekommen und haben ihre Hütte am Kreisel Rother Spitz wieder bezogen- die lothringer Fahne flattert im Wind und es riecht nach Demo- ganz französisch. Meine lieben Franzosen kramen also gerade wieder ihre Widerspenstigkeit heraus und denken an Themen wie Rente, Zigarrettenpreise und natürlich an Macron. Auf die Idee Corona zu leugnen und gegen die Maßnahmen im „deutschen Stil“ zu demonstrieren, sind sie noch nicht gekommen. Wahrscheinlich sind die Aluhüte bisher an der Grenze abgewiesen worden, zum Glück! 

Saschas Arbeitseinsatz für seine Firma beschränkte sich auf ein kurzes Intermezzo letzte Woche. Jetzt steht er wieder in seinen eigenen Diensten und freut sich, dass er Zeit zum Lichtmalen und ab nächster Woche Urlaub hat. Mal sehen, wie das alles so weiter geht. Bei mir ist Business as usual- Unterricht im Homeoffice.

Bleibt gesund!

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